Selbstbau des Wasserturms am Ostkreuz
Jobbedingt kam ich im Herbst 2017 mit dem eigentlich Bau der Modellbahn nur in sehr kleinen Schritten weiter, da ich nur an den Wochenenden im heimischen Modellbahnkeller werkeln konnte. Von daher habe ich mich in dieser Zeit wieder einmal etwas mehr auf konstruktives Zeichnen konzentriert.
Da irgendwann später noch der Nachbau des Berliner (R)ostkreuzes auf dem Zettel steht, fiel mir bei meinem letzten Berlin-Aufenthalt der markante Wasserturm an gleicher Stelle ins Auge. Entscheidend in dieser (Lebens-)Phase für mich war, dieses Bauwerk vollständig als 3D Modell zeichnen und anschließend auf dem eigenen 3D Drucker drucken zu können.
Kurz zum Original, das eigentlich die meisten Berliner kennen dürften. Der von Karl Cornelius entworfene, ca. 59 Meter hohe Wasserturm wurde Anfang des letzten Jahrhunderts gebaut und diente ursprünglich der Versorgung der Dampflokomotiven auf den Bahnhöfen Ostkreuz, Ostbahnhof und Rummelsburg. Selbstverständlich längst seiner früheren Funktion beraubt steht das Gebäude seit Ende der 70iger Jahre unter Denkmalschutz und wurde vor ein paar Jahren seitens der Bahn an einen privaten Investor verkauft. Die weitere Verwendung ist nach meiner Kenntnis derzeit noch offen.
Wie üblich stand am Anfang zunächst die Datenrecherche. Eine für meine Zwecke brauchbare Schnittzeichnung konnte ich schließlich hier http://www.pohlobenaus.de/wtok/ entdecken.
Im ersten Schritt habe ich dann die Konturen der Zeichnung abgenommen.
(c)pohl.obenaus architekturbüro
(vielen dank für freundliche genehmigung zur veröfflichung)
Dann wurde der gesamte Turm aus zwei Gründen in druckbare Einheiten zerlegt. Zum einen, weil mein 3D Drucker einen auf der Z-Achse nur begrenzten Arbeitsraum hat. Zum zweiten aber, und viel entscheidender, ein ca. 60mm hohes Bauteil dieser Größe braucht auf dem Drucker rd. 6 – 7 Stunden.
Als erstes fertig wurde die eindrucksvolle Kuppel. Mein Sohn kommentierte - meines Erachtens etwas unverschämt - die sähe aus wie 'Dark Raider'.
Ich hingegen finde sie insgesamt bereits gelungen.
Die Konstruktion des eigentlichen Turm gestaltete sich duchaus komplex. Es ging ja nicht nur darum, einfach nur im Kreis angeordnete Steine übereinander zu schichten. Sondern der Turm verjüngt sich nach oben, wenn auch nur geringfügig. Besonders spannend war der Bereich direkt unterhalb der Kuppel.
Mit den üblichen Dehen- und Ziehen-Techniken kommt man insbesondere an dieser Stelle nicht wirklich weiter. Ich habe diese Problematik in einem Sketchup Forum disktutiert, die dort gemachten Lösungsvorschläge waren durchaus konstruktiv und hilfreich (vielen Dank an dieser Stelle insbesondere an Peter). Letztlich bestand die Lösung darin, die Steine tatsächlich einzeln um die Biegung nach außen zu drehen. Anschließend wurden diese um die Turmmitte kopiert und danach die Größe der Steine der einzelnen Schichten so vergrößert, dass sich eine konstante Fugenbreite ergab.
Nach dem Einfügen der Ausschnitte für die Fenster - oder soll man besser Lichtschlitze sagen - ergab sich so langsam dann ein geschlossenes Gesamtbild.
Während ich noch an einige Ebenen gezeichnet habe, konnten andere, fertige Bauteile bereits in meinen Slicer (das Programm, das die Druckdaten erzeugt) geladen werden. In der intregierten Druckvorschau kann man recht gut erkennen, wie der spätere Druck verlaufen wird.
Jetzt geht es ans drucken selbst. Nach rund 7 Stunden Betrieb meines technischen Freundes sieht dass dann so aus.
Insgesamt benötigte mein Projekt so um die 50 - 60 Stunden Druckzeit, dann lagen alle Teile vor mir.
Wenn Ihr genau hinschaut werdet Ihr erkennen, dass beim Druck der obersten Turmebene noch etwas schief gegangen ist. Das kommt davon, wenn man so husch, husch zwei Meshes nur einfach zusammengefügt als stl exportiert. Der Drucker verzeiht am Ende nichts. Also musste ich an dieser Stelle nochmal nacharbeiten. Nächste Woche wird das Teil nochmal gedruckt.
Trotzdem habe ich schon mal eine Stellprobe vorgenommen und bin vom Ergebnis durchaus begeistert.
Als nächstes steht nun die Lackierung an. Allerdings bin ich mir noch sehr unsicher bezüglich der Farbauswahl. Eigentlich sollte man ja meinen, dass Ziegelrot die richtige Farbwahl wäre. Aber auf den im Netz verfügbaren Bildern wirkt der Turm doch eher dunkler. Ich vermute dass ich nicht umhin komme, mir das Original mal persönlich anzuschauen.
Kurz vor den Festtagen 20418 bin ich endlich dazu gekommen, mich mit der Farbe des eigentlichen Turms auseinander zu setzen. Nach gründlichem Studium bin ich der Auffasung, das es sich beim Original um dunkelbraun gebrannte Ziegelsteine handelt. Dieses wollte ich nachbilden.
Wie häufig habe ich mich entschieden, mir den aus meiner Sicht passenden Farbton selbst anzumischen. Basis waren braune und rote Acrylfarben, die ich etwa im Verhältnis 70:30 mischte. Die unterste Farbschicht zeigte, dass ich ein perfektes Ziegelrot gemischt hatte. Nicht aber die Farbe des Turmes. Also mutig nochmal den Braunanteil erhöht und das Ganze mit schwarz deutlich abgedunkelt. Das ist dann nach - wie beim Airbrush üblich - mehreren Farbschichten das Ergebnis.
Ich denke, das Ergebnis passt.